Informationen der Berufsschule für Brunnenbauer/in
Berufsbild
Der Ausbildungsberuf des Brunnenbauers
Die Bedeutung von Wasser
Wasser ist der Quell des Lebens und verantwortlich für alles Leben auf unserer Erde. Über 70% der Erde sind zwar mit Wasser bedeckt, doch nur ein verschwindend geringer Teil ist als Süßwasser für den Menschen nutzbar. Jeder Mensch benötigt Wasser zum täglichen Leben und somit ist der Bau von Brunnen zur Sicherstellung von Trinkwasser seit der Entstehung der ersten Kulturen vor Jahrtausenden ein Handwerk, das der Mensch beherrschen musste.
An diesem Sachverhalt hat sich nichts geändert, doch steht der Mensch heute vor der Aufgabe, trotz Bevölkerungswachstum, zunehmender Umweltverschmutzung und Klimawandel eine Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu gewährleisten.
Der Bedarf an Wasser
Mit den Jahren ist der Wasserbedarf des Menschen stark angestiegen und jeder Bundesbürger verbraucht heute im Durchschnitt 125 l Wasser am Tag. In Ländern wie z.B. den USA, Norwegen oder Japan liegt der tägliche Bedarf noch um ein Vielfaches darüber. Zusätzlich werden noch sehr viel größere Mengen Wasser in der Industrie oder in der Landwirtschaft verbraucht. Wasser ist der Treibstoff, der das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben antreibt und für den es auch in der Zukunft keine Alternativen gibt.
Der rasant wachsende Bedarf an sauberem Trinkwasser wirft die Frage auf, wo das viele Wasser eigentlich zu finden ist und wer die Befähigung hat, es zu erschließen.
Der Beruf des Brunnenbauers
Ein überwiegender Teil des Trinkwassers wird als Grundwasser durch gebohrte Brunnen aus den oberen Schichten der Erde gefördert. Brunnenbohrungen in Tiefen von weit über 100m sind dabei keine Seltenheit.
Der/ die Brunnenbauer/ in [1] verfügt über dieses Knowhow und er kann zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Qualifikationen Brunnen zu bohren und Wasser zu fördern sind Befähigungen, von denen so vieles abhängt und dennoch ist der Beruf des Brunnenbauers für die meisten Menschen ein völlig unbekannter Beruf.
Das Aufgabengebiet des Brunnenbauers
Die Fertigstellung von Bohrbrunnen zur Gewinnung von Grundwasser ist eine zentrale Tätigkeit des Brunnenbauers. Auf Grundlage der sich regional ändernden Bodenverhältnisse legt der erfahrene Brunnenbauer das Bohrverfahren fest und bestimmt ebenso die Auswahl des am besten geeigneten Bohrkopfes. Oft werden bis zum Erreichen des Grundwassers unterschiedliche, schon Millionen Jahre alte geologische Formationen (Bodenschichten) durchbohrt. Der Bohrvorgang muss genau auf den Untergrund sowie auf das Projekt selbst abgestimmt werden. Egal ob Sand, Kies, Ton oder Fels, der geschulte Brunnenbauer ist in der Lage, die geforderte Aufgabe fachgerecht und professionell zu erfüllen. Bis zum Erreichen der gewünschten Teufe (Tiefe) werden parallel Bodenproben entnommen und dokumentiert, Bohrgestänge für den Einbau vorbereitet oder andere begleitende und vorbereitende Arbeiten erfüllt. Brunnenbau ist Teamarbeit. Ist der gewünschte Wasserleiter (Aquifer) erreicht, muss das Bohrgestänge wieder aus dem Bohrloch ausgebaut werden. Im Anschluss werden Filter, Aufsatzrohre und Schüttgüter in das Bohrloch eingebaut, durch die das Grundwasser gefasst werden soll. Bei diesen Arbeiten spielt Erfahrung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Teamfähigkeit eine Rolle, da der Einbau des Filters ohne große Verzögerung erfolgen muss. Im Anschluss an die Ausbauarbeiten werden leistungsstarke Unterwasserpumpen zum Reinigen und Entwickeln des Brunnens eingebaut. Bei diesem Arbeitsschritt werden große Mengen Wasser gefördert, die vorhandene Verunreinigen sowie Feinteile entfernen sollen.
Nach erfolgreicher Arbeit wird der Brunnen an der Geländeoberfläche noch durch eine Brunnenstube abgeschlossen. In diesem kleinen Raum, der über oder unter der Erde angebracht sein kann, ist Raum für Armaturen, Pumpen, Pumpenelektrik und Wartungsgeräte. Von der eigentlichen Arbeit des Brunnenbauers ist am Ende nur wenig zu sehen, da das Bauwerk vollständig unter dem Gelände liegt.
Zusätzlich gehört es zum Aufgabengebiet des Brunnenbaus, vorhandene Brunnen instand zu halten oder zu sanieren. Wie jedes andere Bauwerk unterliegt auch ein Brunnen einem natürlichen Alterungsprozess, was sich in Qualität oder Quantität des geförderten Grundwassers äußern kann. Der Brunnenbauer ist in der Lage, Art und Umfang der Alterung zu beurteilen und führt mechanische oder chemische Reinigungsverfahren durch, die den gealterten Brunnen neu beleben sollen. Schon die Tatsache, dass immer neue Brunnen gebohrt und alte Brunnen regeneriert bzw. saniert werden, zeigt, dass der Beruf ein Handwerk mit Zukunft ist. Denn neben diesen Tätigkeiten gehört auch folgendes zum Repertoire des Brunnenbauers:
- Bodenproben für den Baugrundaufschluss gewinnen,
- Absenkbrunnen zum Trockenlegen von Baugruben und Rohrgräben herstellen,
- Messstellen für die Grundwassergüte und Grundwasserpegeln bohren,
- Bohrpfähle herstellen,
- Erdwärmesonden zur Gewinnung geothermische Energie abteufen,
- Umgang mit leistungsstarken Bohrgeräten und Baumaschinen und
- selbstständige Arbeit im Team.
Der Beruf ist durch ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet gekennzeichnet, dessen Kern das Bohrgeschäft ist. Die Bohrtrupps von bis zu vier Leuten sind regional als auch überregional tätig, aber meistens nur wenige Tage am selben Ort. Als Brunnenbauer kommt man rum und es ist eine Kompetenz, die regionalen Gegebenheiten des Baugrunds mit der gegebenen Aufgabe zu vereinen und dem Kunden eine qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern.
Die Ausbildung zum Brunnenbauer
Die Ausbildung zum Brunnenbauer erfolgt nach dem dualen System der Berufsausbildung und dauert je nach schulischer Voraussetzung zwei oder drei Jahre. Lernorte während der Lehrjahre sind Ausbildungsbetrieb, Berufsschule und überbetriebliche Ausbildung, wobei mit voranschreitender Ausbildungsdauer die Tätigkeit im Ausbildungsbetrieb überwiegt.
Mit dem Bestehen der praktischen und theoretischen Abschlussprüfung wird dem jungen Brunnenbauer auf einer feierlichen Lossprechung der Gesellenbrief übergeben. Diese Auszeichnung beinhaltet zusätzlich ein Berufsschulzeugnis mit einem Realschulabschluss, evtl. sogar einem erweiterten Realschulabschluss. In der darauffolgenden Zeit steht der Geselle vor der Aufgabe seine berufliche Zukunft zu gestalten. Die derzeitige Situation auf dem Arbeitsmarkt zeigt, dass kein Brunnenbauer in seinem Handwerk ohne Arbeitsplatz bleibt. Vielmehr noch, ausgebildete Brunnenbauer sind auf dem Arbeitsmarkt absolute Mangelware und es besteht ein hoher Bedarf an ausgebildeten Nachwuchskräften. Letztendlich liegt die Entscheidung aber beim frischgebackenen Gesellen, denn neben einer beruflichen Tätigkeit, könnte er direkt die Meisterschule besuchen oder auch ein fachbezogenes Studium an einer Fachhochschule aufnehmen. Glück auf.
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet
Ausbildung & Abschlüsse
Dauer der Ausbildung: | 3 Jahre |
1. Ausbildungsjahr: | Berufliche Grundbildung |
2. Ausbildungsjahr: | Es erfolgt die berufsspezifische Ausbildung in Fachklassen. |
Prüfung: | Ablegen der theoretischen und praktische Zwischenprüfung bzw. Ablegen der theoretischen und praktischen Prüfung mit dem Abschluss "Tiefbaufacharbeiter/in - Schwerpunkt Brunnenbau" |
3. Ausbildungsjahr: | Es erfolgt die berufsspezifische Ausbildung in Fachklassen. |
Prüfung: | Theoretische und praktische Gesellenprüfung mit dem Abschluss "Brunnenbauer/in" |
Nach dem ersten Ausbildungsjahr besuchen die Auszubildenden im 2. und 3. Ausbildungsjahr die Bundesfachklassen für Brunnenbau der BBS Ammerland.
Neben der Ausbildung im Betrieb sind die Auszubildenden wochenweise in der Berufsschule und in der überbetrieblichen Ausbildung.
Während dieser Zeit sind sie im Internat des Ausbildungszentrums des Baugewerbes in Rostrup, dem BAU-ABC Rostrup untergebracht.
Der Unterricht ist ganztägig. Er beginnt Montagvormittag und endet Freitagmittag.
Lernfelder im 1. Lehrjahr
Lernfeld 1: Einrichten einer Baustelle
Zeitrichtwert: 20 Stunden
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Lernfeld 2: Erschließen und Gründen eines Bauwerks
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 3: Mauern eines einschaligen Baukörpers
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 4: Herstellen eines Stahlbetonbauteils
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 5: Herstellen einer Holzkonstruktion
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 6: Beschichten und Bekleiden eines Bauteils
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfelder im 2. Lehrjahr
Lernfeld 7: Erkunden des Baugrundes
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 8: Einbauen einer Rohrleitung
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 9: Abteufen einer Bohrung
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 10: Warten und Instandhalten von Bohrgeräten
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 11: Herstellen einer Grundwassermessstelle
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 12: Herstellen von Werkstücken
Zeitrichtwert: 20 Stunden
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Lernfeld 13: Ausführen von Spezialtiefbauarbeiten
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfelder im 3. Lehrjahr
Lernfeld 14: Ausbauen eines Brunnens
Zeitrichtwert: 100 Stunden
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Lernfeld 15: Entwickeln eines Brunnens
Zeitrichtwert: 60 Stunden
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Lernfeld 16: Errichten eines Brunnenabschlussbauwerks
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 17: Regenerieren und Sanieren eines Brunnens
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Lernfeld 18: Installieren einer Wasserversorgungsanlage
Zeitrichtwert: 40 Stunden
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Ansprechpartner
Studienrat Daniel Brunn
Fachlehrer im Bereich Brunnenbau und Spezialtiefbau
Lehrer im Fach Sport
Mitglied in den Prüfungsausschüssen für Brunnenbau und Spezialtiefbau (HWK)
Ansprechpartner
Tim Decker
Fachlehrer im Bereich Brunnenbau und Spezialtiefbau
Lehrer im Fach Mathematik
Nachfolgend befinden sich verschiedene die Schulform betreffende Dateien (u.a.) in Form von PDFs und Links zu relevanten Webseiten.