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Berufsschüler für soziales Engagement geehrt (Update)

2023-06-30 19:18
von Oliver Plohnke
Presse, News
Berufsschüler für soziales Engagement geehrt

BESONDERE LEISTUNG - Förderverein der BBS Ammerland überreichte auch Urkunden

BESONDERE LEISTUNG - Förderverein der BBS Ammerland überreichte auch Urkunden

ROSTRUP. (edr) Seit gut acht Jahren werden an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Ammerland in Rostrup nicht nur Schüler für ihre guten Abschlüsse ausgezeichnet, sondern auch für ihr soziales Engagement. In diesem Jahr konnten sich acht Schülerinnen und Schüler sowie zum ersten Mal auch zwei Klassen über den Erhalt von Urkunden, Präsenten und Gutscheinen freuen, die im Rahmen der „Ehrung besonderer Verdienste“ vergeben worden sind. Initiator dieser Preisverleihung ist der Verein zur Förderung der beruflichen Bildung im Ammerland (Förderverein der BBS Ammerland).

Nominierungen

Die Lehrkräfte der verschiedenen Klassen waren aufgefordert worden, dem Förderverein entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Daraus wurden acht Schüler ermittelt, die mit ihrem besonderen sozialen Verhalten positiv auffielen. „Die Förderung der Sozialkompetenz ist uns dabei ein besonderes Anliegen“, betonte Uwe Frels, Geschäftsführer des Fördervereins, der zusammen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins, Gerold Kahle, die Urkunden und Preise überreichte. Die ausgezeichneten Personen sind: Kevin Rotenburg, Alina Niezhenska, Tim Opitz, Amr Bauszus, Lena Klach, Ngoc Anh Thu Nguyen, Duy Duc Le und Asia Naaso. Sie alle sind durch ihren enormen Leistungswillen aufgefallen und haben sich darüber hinaus ausgezeichnet, weil sie ihre Mitschüler unterstützt und in manchen Situationen auch besonders motiviert haben. Einige der Geehrten waren erst in den vergangenen Jahren aus ihren Heimatländern hierhergezogen und hatten sich zusätzlich in einer für sie fremden Kultur einzuleben.

Zum ersten Mal wurden auch zwei Klassen geehrt, die 2a der Fachoberschule Wirtschaft und die 2a Fachschule Sozialpädagogik. Die Schüler der einen Klasse sorgten dafür, dass eine Mitschülerin an einer Klassenfahrt teilnehmen konnte, die andere beteiligte sich an schulischen Projekten, wobei die entsprechenden Übungseinheiten in der Freizeit liefen. „Mit ihrem Verhalten und Engagement haben die Schülerinnen und Schüler auch das Image unserer Schule weiter positiv gestärkt“, freute sich Uwe Frels.

Ein Höhepunkt

Schulleiter Dr. Ole Westerhoff stellte die Veranstaltung, die bisher unter dem Namen „Besten-Ehrung“ lief, jetzt aber den Titel „Ehrung besonderer Verdienste“ trägt, als einen Jahreshöhepunkt im Schulleben dar.

Die jeweilige Laudatio wurden von entsprechenden Lehrkräften der Schüler gehalten. Dazu konnten er und die Vertreter des Fördervereins in der Feierstunde auch Eltern und sogar einige Ausbilder der Schüler begrüßen. Unter ihnen war auch der Inhaber einer Firma, der seinen Auszubildenden, der am Anfang große Defizite im Lesen hatte, unterstützt hatte. „Nach Arbeitsschluss hat der Ausbilder mit dem jungen Mann Lesen geübt, sodass der jetzt seine Ausbildung erfolgreich abschließen konnte.“

Mit dem Preis sollen auch künftig Schülerinnen und Schüler bedacht werden, die sich trotz ihrer manchmal prekären Einzelschicksale zum Wohle anderer einsetzen.

ENGAGEMENT - 21-Jähriger macht acht Jahre nach seiner Flucht aus Syrien das Abitur – Und der Studienplatz ist auch schon sicher

Amr Bauszus ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild

Amr Bauszus ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild

BAD ZWISCHENAHN/WESTERSTEDE. (am) Als Amr Bauszus im Jahr 2015 als 13-Jähriger nach Deutschland gekommen ist, war für ihn und seine Familie nicht klar, wie die Zukunft aussehen wird. Heute, acht Jahre später, kann er auf eine beeindruckende Entwicklung zurückblicken, die er mit dem bestandenen Abitur an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Rostrup gekrönt hat. Auf seinem Weg vom Flüchtling, der kein Wort Deutsch spricht, zum Schulabsolventen ist er in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für andere Menschen geworden. Ein Ort hat dabei für ihn eine besondere Rolle eingenommen: die Turnhalle der BBS.

Die Flucht

Amrs Geschichte beginnt in Damaskus, der syrischen Hauptstadt. Als dort der Krieg ausbricht, wird das Leben für die Menschen immer schwieriger. „Ich erinnere mich an die vielen Soldaten, die überall standen“, berichtet der 21-Jährige. Die Familie habe schließlich alles verkauft und sei ohne den Vater mit dem Bus in den Libanon gereist. Von dort seien seine Mutter und die Geschwister mit dem Flugzeug in die Türkei geflogen und schließlich per Boot nach Griechenland gekommen. „Weiter ging es über den Balkan und Österreich nach Deutschland“, erinnert sich der junge Mann an die anstrengende Reise.

Im Ammerland

Ziel sei letztendlich das Ammerland gewesen. „Hier sind wir in der Sporthalle der BBS untergebracht worden und haben dort etwa zwei Wochen gewohnt. Ich habe damals gar nicht erkannt, dass das eine Sporthalle ist“, berichtet Amr weiter. Schon in den ersten Tagen habe er versucht, Deutsch zu lernen. Mit Bilderbüchern sei er zum Sicherheitspersonal und den Helfern gegangen, um sich Worte vorsprechen zu lassen.

Kurz drauf sei die Familie nach Westerstede gezogen, wo der Jugendliche in eine Sprachlernklasse gekommen sei. „Da habe ich aber wenig gelernt. Geholfen haben mir in der Zeit vor allem Youtube-Videos im Internet.“ Eine ältere Frau aus der Nachbarschaft habe sich zudem dafür eingesetzt, dass er in einen Fußballverein und eine normale Schulklasse gekommen sei.

In der Schule

„Ich habe damals leider nur wenig verstanden. In der Schule wusste ich oft nicht, was gerade passiert. Ich war aber froh, dort zu sein, weil ich so die Gelegenheit hatte, mit Menschen zu sprechen und dadurch die Sprache zu lernen.“

Gefrustet habe ihn damals, dass er die 7. Klasse der Oberschule zweimal machen musste, obwohl er viel älter als die anderen Jugendlichen war.

„An der Schule lief es aber in jedem Jahr besser. Nach der zehnten Klasse war ich so gut, dass ich in die Oberstufe wechseln durfte. Ich habe mich für die BBS entschieden, weil die Leute in meiner Klasse dort ähnlich alt waren und nicht schon seit Jahren gemeinsam in der Schule waren. Das war für uns alle ein Neubeginn.“

Engagement

Die Entscheidung hat sich für Amr ausgezahlt. In der neuen Klasse lief für ihn alles besser. „Ich habe schnell Freunde gefunden, bin Klassensprecher geworden und in die Schülervertretung gewählt worden.“ Hier half er bei der Organisation eines Volleyball-Turniers, das an dem Ort veranstaltet worden ist, an dem er sein Leben im Ammerland begonnen hatte – der Turnhalle der BBS.

„Ich habe gar nicht gemerkt, dass das genau die Halle war. Als ich meiner Mutter von dem Turnier erzählt habe, hat sie gefragt, wie die Halle heute aussieht.

Da ist mir erst klar geworden, dass ich vor einigen Jahren schon mal da war“, erinnert sich der 21-Jährige, der in seinem letzten Schuljahr sogar zum Schülersprecher gewählt worden ist und vor einigen Tagen sein Abiturzeugnis erhalten hat. Für sein Engagement ist er vom Förderverein der BBS ausgezeichnet worden.

Die Zukunft

Wie es für Amr weitergeht, ist schon genau geplant. „Ich habe einen Studienplatz für Wirtschaftsingenieurwesen in Neuss und auch schon eine Wohnung“. Neben dem Studium will er im nächsten Lebensabschnitt sein politisches Engagement fortsetzen. „Ich bin bei der grünen Jugend und setze mich gegen Rassismus und für mehr Gleichberechtigung ein. Ich bin froh, dass ich nicht mehr in der Diktatur in Syrien lebe. Die Demokratie gefällt mir viel besser.“

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